Schon die ersten Kanadier Nordamerikas waren leicht über Land zu tragen. Damals war es wichtig die Boote mit riesigen Gepäckmengen beladen zu können und auf allen Gewässer unterwegs zu sein.

Auch heute, stellten diese Eigenschaften den Bedarf der Kanuten dar und machen den Kanadier zu einem beliebten Bootstyp bei dem das Abenteuer gleich mit eingebaut ist.


Den passenden Kanadier für Touren mit Hund zu finden stellt den unerfahrenen Kanuten dann erst einmal vor eine unüberschaubare Herausforderung, zumal es allein von den in Deutschland angebotenen Kanadiern über 200 verschiedene  Bootsformen und Modelle gibt. Zu diesem großen Angebot kommen dann noch diverse Material- und Ausstattungsvariantenvarianten. Ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl eines Kanadiers ist die Entscheidung, einen Hund mit in den Kanadier zu nehmen zu wollen.

 

Wer in diesem Dschungel den Überblick bekommen möchte, sollte im Vorfeld folgende Fragen erörtern: 

Einsatzbereich:

Wo will ich hauptsächlich mit meinem Kanadier paddeln? See, Fluss, Kleingewässer, Wildwasser?

Besatzung:

Wer soll außer dem Hund mit in den Kanadier? Ich alleine (Solo), zu zweit (Tandem), oder die ganze Familie?

Gepäck:

Brauche ich einen Kanadier für seltene Kanuwanderungen/ Kanuurlaube oder kurze Etappen?

Persönliche Fähigkeiten:

Will ich mich mit guter Paddeltechnik auseinandersetzen, oder nur ein besseres Badeboot?


Aus den Antworten zu den gestellten Fragen, lassen sich recht einfach Kanadier-Grundkategorien ableiten. Diese Grundkategorien sind:   Recreation Canoes (Wanderkanadier), Touring Canoes (Tourenkanadier), Riverrunning Canoes (Flusstourer) und Tripping Canoes (Langstreckenkanadier). Hinzu kommt als fünftes Kategorie die Spezialform der Wildwasserkanadier.

 

Als Kanulehrer bekomme ich oft die Aussage zu hören: (...)"Ich interessiere mich für ein Boot, das viel Zuladung ermöglicht, wendig ist, gut gerade ausläuft und sich  auf Seen und leichtem Wildwasser fahren lässt." Meine Antwort darauf ist immer: (...) "diese gewünschte Eierlegende Woll-Milchsau gibt es leider nicht." Ein Kanu, das für alles gleich gut ist, gibt es nicht. Prinzipiell ist jedes Kanu auf jedem Gewässer einsetzbar – von extremen Bedingungen mal abgesehen. 

Wanderkanadier:

Dies ist der beliebteste Bootstyp.  Es ist

kein  Spezialist, sondern ein "Allrounder".
Einen klassischen Wanderkanadier kann man "überall" einsetzen, auf spritzigen Flüssen ebenso wie auf großen Seen.

Anfänger können sich sich auf Anhieb wohlfühlen. Allerdings darf man in Sachen Tempo und Fahreigenschaften keine Wunder erwarten.

 

Merkmale:
Meist recht flacher Boden und minimaler bis leichter Kielsprung für große Anfangs-stabilität und bedingt leichtes Manövrieren.

Ein ausgewogenes Längen-Breiten-Verhältnis sorgt für gutes Handling.

 

Die Länge liegt zwischen 450 und 490 Zentimeter.

Somit ist Platz für zwei Erwachsene, minimales Gepäck und Hund.

Tourenkanadier:

Ein echter "Tourer" macht selbst längere Etappen zum Vergnügen – dafür sind hervorragender Leichtlauf und gute Spurtreue (Geradeauslauf) Voraussetzung. Große Entfernungen auf weiten, ruhigen Wasserflächen sind das optimale Revier, aber auch auf offenen Flussstrecken haben diese Boote ihre Berechtigung.

 

Merkmale: schlank und rank. Im Quer-schnitt bewirkt ein leichter Rund- oder V-Boden eine verminderte Anfangs-stabilität, die Endstabilität (Kenter-sicherheit) ist hingegen hoch. Der meist gerade Steven zieht die Kiellinie auf die gesamte Bootslänge aus, einen Kielsprung sieht man selten. All dies verhilft zu gutem Geradeaus- und Leichtlauf, woran auch eine hohe Zuladung nichts ändern sollte. Tourenkanadier sind mindestens 5 Meter lang.

 

Tourer sind im ersten Moment etwas kippliger und fordern effektiven Paddel-einsatz, etwa um enge Kurven zu fahren. Um alle Qualitäten aus-zuschöpfen, bedarf es auch im Geradeauslauf einer effektiven und guten Paddeltechnik.

Flusstourer:

Diese Klassifikation  eignet sich perfekt für spritziges Gewässer, vom kurvenreichen Kleinflüssen bis hin zu mäßig schwerem und offenem Wildwasser (WW II-III). River Runner sollten höchstens 4,90 Meter lang sein.

Merkmale: Die bullige Form mit voluminösen Spitzen sorgt für einen trockenen Lauf selbst in größeren Wellen. Hohe Seitenwände lassen auch mittschiffs wenig Wasser ins Boot. Der leichte Rundboden sorgt für Formstabilität - aber auch eine etwas geringere Anfangs-stabilität. Dies macht aber die satte Endstabilität wieder wett. Für ausgeprägte Wendigkeit ist der starke Kielsprung verantwortlich. Im Verhältnis zu anderen Kanus gleicher Größe sind diese Boote etwas schwerer, da kritische Punkte besonders verstärkt werden müssen.  Anforderungen: Weniger das Boot als der Einsatzbereich verlangen gute Paddeltechnik und Erfahrung auf dem fließenden Wasser.

Dennoch ist dieser Typ auch ein gutes Übungsboot auf bewegten Bächen, solange man sich nicht überschätzt.

Nicht verzweifeln, liebe Anfänger: an die extreme Wendigkeit gewöhnt man sich.

Langstreckenkanadier: Sie wollen abseits der Zivilisation paddeln – mit Zeltgepäck, Proviant und Hund? Ein klarer Fall für Langstreckenkanadier. Ähnlich wie der Wanderkanadier kommt dieser mit vielen unterschied-lichen Gewässerbe-dingungen zurecht, nur bietet er deutlich mehr.

 

Zuladung: Familien mit Kids finden darin ein passables Allround-boot, das Sicherheit und Stabilität mit en-ormer Tragfähigkeit bei guten Fahreigen-schaften verbindet.

 

Merkmale: Hohe Seitenwände bieten Raum für eine enorme Zuladung und Schutz vor dem nassen Element. Gute Anfangs- und Endstabilität sowie ausgewogene Fahr-eigenschaften für alle Gewässertypen. Die Boote sind mindestens 5,20 Meter lang und mit leichtem Kiel-sprung versehen.

 

Bestens geeignet für Familien. Durch ihre Maße erfordern diese Boote mehr Platz an Land und auf dem Auto.

Wildwasserkanadier: Das »Open Canoe« ist mit Sattelsitz und Auftriebskörpern ausgerüstet und erlaubt Experten, höchste Schwierigkeitsgrade zu bewältigen. 

Merkmale: Neben einem sicheren und bequemen Outfit mit Luftsäcken, Kniegurten und den sattelähnlichen Sitzen sind die bulligen Formen das Haupt-merkmal dieses Bootstyps. Die Zahl von Solobooten ist in diesem Bereich hoch, Tandems sind eher seltener. Als Profi ist hier auch noch ein Hund beim Ausbau des Bootes denkbar.

 

Anforderungen: sehr hoch, vor allem im Tandem. Im Wildwasser kommt neben den Faktoren der Strömung, der Verblockungund der Schwierigkeit auch noch der Zeitfaktor hinzu, der für die notwendige Routenwahl schnelle Entscheidungen fordert.