Labrador Retriever

Herkunft und Geschichte:

Die Vorfahren unseres heutigen Labradors hatten ihren Ursprung nicht - wie vom Namen her vermutet werden könnte - auf der gleichnamigen Halbinsel Kanadas, sondern in Neufundland. Es wird angenommen, dass der St.-John's-Hund der Urahne des heutigen Labrador-Retriever ist.
Vor ca. 500 Jahren segelten Fischer aus dem südlichen Devon nach Neufundland, um vor der Halbinsel Avalon bei St. John`s auf Fischfang zu gehen. Die Fischer hatten schwimmbegeisterte Hunde an Bord, die die Schiffstaue der Fischernetze aus den eiskalten Wasser apportierten. Dabei kam ihnen auch die Eigenschaft ihres Fells zugute. Es war nämlich nicht zu lang und nahm nur wenig Wasser auf, damit der Hund bei seiner Rückkehr nicht zu viel Wasser mit ins Boot brachte.

Der Labrador wurde im Verlauf des 19. Jahrhunderts in England gezüchtet, wobei der Begriff „Labrador Retriever“ das erste Mal 1870 in diesem Zusammenhang auftaucht. „Retriever“, bezieht sich auf das englische Verb retrieve „zurückbringen“ und deutet auf seine ausgeprägten Appotieranlagen hin.

Ursprünglich galt der Labrador als jagdlicher Helfer, der im Wasser abgetriebene Beute und Fischernetze aus dem Meer holen musste. Es wird berichtet das Fischer ihn im Lauf des 19. Jahrhunderts nach England mitbrachten, wo man ihm den Namen Labrador gab.

Die ersten wirklich gezielten Zuchtversuche fanden in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts in England und Schottland statt. 

Der Rüde "Avon" (etwa 1890 bis 1895) ist aller Wahrscheinlichkeit nach der Vorfahre aller heute lebenden Labradore. Seinerzeit gab es ausschließlich schwarze Labradore. Im Jahre 1899 wurde in der Zucht des Major Charles Radclyffe der Rüde "Ben of Hyde" geboren. Ben of Hyde gilt als der erste gelbe Labrador in einem schwarzen Wurf, der nicht als Fehlzüchtung betrachtet wurde. Jahre später fand auch der braune (chocolate) Labrador seine Liebhaber.

Als eigenständige Hunderasse wurde der Labrador am 7. Juli 1903 vom englischen Kennel Club anerkannt. 1966 wurde dann der erste Labradorwurf beim VDH eingetragen.


Eine Rasse – verschiedene Zuchtziele:

Trotz unterschiedlicher Zuchtbestrebungen eint alle Labrador Züchter ein Ziel. Nämlich gesunde, wesenssichere und leistungsfähige Hunde mit "retrievertypischem Wesen" zu züchten.

Heute gibt es drei Linien - nämlich die Showlinie, die Arbeitslinie und die Dual-Purposelinie.

Hierbei wird die Showline als die „klassische Linie“ bezeichnet, die Arbeitslinie wird im Fachschargo "Field-Trial-Linie" genannt und die Dual-Purposelinie ist eine Zuchtlinie die beide Linien in sich vereint.

Die Showline:

Die Bezeichnung Showlinie ist etwas irreführend, sie impliziert, dass diese Züchtung nur auf das Aussehen des Hundes abzielt. Kein Wunder, sind dennoch Labrador Retriever der Showlinie besonders häufig auf Ausstellungen zu sehen. Großes Augenmerk der Zucht wird auf das Wesen und das ruhigere Temperament des Hundes gelegt.

Bemerkenswert ist, dass Labradore aus der Showlinie schwerer, meist gutmütiger und dementsprechend ausgeglichener als ihre Field-Trial-Kollegen (Arbeitslinie) sind.

Dabei geht es allerdings stehts um Tendenzen. Jeder Hund ist ein Individuum mit eigener Persönlichkeit. Die Erziehung und Prägung spielt bei der Entwicklung jedes Hundes eine wichtige Rolle.

Die Arbeitslinie:

Ein Labrador der Arbeitslinie ist in der Regel schlanker, kleiner und leichter als sein Artgenosse von der sogenannten Showlinie.

Aber die Unterschiede finden sich nicht nur äußerlich, sondern auch im Wesen der Hunde. 
Field-Trial Labradore sind häufig etwas nervöser als ihre „Showline-Artgenossen“. Sie wirken häufig so, als seien sie immer auf dem Sprung und brauchen mehr sinnvolle Beschäftigung als ihre Artgenossen der Showlinie. Aus diesem Grund werden Labradore der Arbeitslinie auch gerne jagdlich ausgebildet. Aber auch der Showlinie wird man mit einem Jäger begegnen. In der Schweißarbeit zeigen sie sich beispielsweise sehr konzentriert. .

Liebenswert und großartig sind die Labrador-Retriever alle.


Verwendung:

Allzu oft werden Labrador Retriever auf den Wesenszug des Familienhundes reduziert. Dabei wird vergessen, dass es sich bei dem Labrador-Retriever um einen Jagdhund handelt. Das Jagen und apportieren liegt ihm im Blut.

Bekommt der Labrador-Retriever keine Aufgaben in diesen Bereichen wird er in seinem Wesen reduziert.  Er sollte dementsprechend beschäftigt und gefördert werden.
In England wird der Labrador vorwiegend für Arbeiten nach dem Schuss, vor allem auf Niederwild eingesetzt. In unserer Gegend hat der Jäger für den Labrador Retriever häufig vielfältigere Einsatzbereiche: Er wird also zum Beispiel auch für die Schweißarbeit und das Totsuchen auf Schalenwild genutzt.

Nicht jeder Mensch der mit einem Labrador-Retriever das Leben teilt, kann Jäger sein. Trotzdem braucht der Labrador, insbesondere die Arbeitslinie adäquate Aufgaben. Die Dummyarbeit zum Beispiel, bietet eine perfekte Alternative für das Apportier- Gehorsam- und Steadynesstraining.
Darüber hinaus finden wir Labrador-Retriever als prädestinierte
Blinden- und Therapiehunde. Auch als Rettungshund bei Katastrophen wie Erdbeben, als Lawinensuchhund und nicht zuletzt als Spürhund bei Polizei und Zoll findet er Verwendung.

 

Ein Labrador, der sein Dasein ausschließlich im Vorgarten fristet oder nur zu Prestige- oder Dekorationszwecken angeschafft wurde, ist ein trauriger Labrador - und eben ein armer Hund ...